Saprobienindex
Bestimmung der Gewässergüte
Als Maß für die Gewässergüte dient der Saprobienindex. Zu dessen Bestimmung werden faunistische Tabellen herangezogen, in denen Indikatororganismen aufgeführt sind. Jedem Zeigerorganismus sind darin zwei Parameter zugeordnet, nämlich der Saprobiewert s, der die Gewässergüte kennzeichnet, in denen der Organismus normalerweise aufzufinden ist und das Indikationsgewicht g, welches anzeigt, wie stark dieser Organismus auf eine mögliche Veränderung der Wasserqualität reagiert. Bei der Untersuchung einer Gewässerstelle wird den gefundenen Indikatororganismen eine Häufigkeitsstufen zugeordnet, die durch eine Zahl zwischen 1 (Einzelfund) und 7 (massenhaftes Auftreten) ausgedrückt wird.
Der Saprobienindex einer Messstelle ergibt sich dann als gewichtetes arithmetisches Mittel der Saprobiewerte s aller vorkommenden Zeigerorganismen mit dem Produkt aus h und g als Wichtungsfaktor:
S: Saprobienindex der Stichprobe
si: Saprobiewert der i-ten beobachteten Art
hi:Häufigkeitswertder i-ten beobachteten Art
gi:Indikationsgewicht der i-ten beobachteten Art
n: Anzahl der beobachteten Arten
Zur Beurteilung der Gültigkeit des errechneten Saprobienindex ist das Streuungsmaß SM nach folgender Formel zu ermitteln:
Falls der Wert für das Streuungsmaß SM > 0,2 ist, so wird das Ergebnis für den Saprobienindex zu stark von vagabundieren Organismen beeinflußt und ist daher nicht aussagekräftig. Für die Beurteilung der Gewässergüte an der Untersuchungsstelle sind in diesem Fall weitergehende Auswertungen erforderlich.
Schließlich muß auch die Summe der Häufigkeitswerte der beobachteten Arten größer oder gleich 15 sein, d.h. es muß gelten:
Häufigkeitsstufe |
Anzahl der gefundenen Organismen |
1 = Einzelfund |
1- 2 Tiere |
2 = wenig | 3-10 Tiere |
3 = wenig bis mittel | 11-30 Tiere |
4 = mittel | 31-60 Tiere |
5 = mittel bis viel | 61-100 Tiere |
6 = viel | 101-150 Tiere |
7 = massenhaft | über 150 Tiere |
Anwendungsbeispiel:
Name des Gewässers: | Nagold | |
Meßstelle: | oberhalb Wildberg | |
Datum der Messung: | 10. Juni 2000 | |
Uhrzeit: | 14:30 Uhr | |
Wetter: | heiter | |
Temperatur | Luft: Wasser: | 17,0 °C 12,6 °C |
Wasserführung /Zustand: | normal, klar, Abflussmenge Pegel Nagold: 3,6 m³/s | |
Bearbeiter: | Jürgen Gaul |
Gefundene Indikatororganismen:
Ordnung / Gattung / Art | Saprobie- wert si | Indikations- gewicht gi | Häufig- keit hi | |||
Egel (Hirudinea) | ||||||
Erpobdella octoculata | 2,7 | 4 | 2 | 21,6 | 8 | 4,67082183 |
Flohkrebse (Amphipoda) | ||||||
Gammarus pulex | 2,1 | 4 | 3 | 25,2 | 12 | 0,32315582 |
Eintagsfliegen (Ephemeroptera) | ||||||
Baëtis sp. | 2,1 | 4 | 2 | 16,8 | 8 | 0,21543721 |
Ephemera danica | 1,8 | 8 | 4 | 57,6 | 32 | 0,59097962 |
Serratella ignita | 1,9 | 4 | 3 | 22,8 | 12 | 0,01546351 |
Zweiflügler (Diptera) | ||||||
Atherix ibis | 1,7 | 4 | 1 | 6,8 | 4 | 0,22259040 |
Libellen (Odonata) | ||||||
Calopteryx virgo | 1,9 | 8 | 3 | 45,6 | 24 | 0,03092702 |
Köcherfliegen (Trichoptera) | ||||||
Hydropsyche siltalai | 1,8 | 8 | 4 | 57,6 | 32 | 0,59097962 |
Rhyacophila dorsalis | 2,0 | 4 | 4 | 32,0 | 16 | 0,06574622 |
Schnecken (Gastropoda) | ||||||
Ancylus fluviatilis | 2,0 | 4 | 2 | 16,0 | 8 | 0,03287311 |
Spaltensummen | 28 | 302,0 | 156 | 6,75897436 |
Bewertung des Untersuchungsergebnisses:
Die Nagold ist an der untersuchten Gewässerstelle in die Güteklasse II (mäßig belastet - ß-mesosaprob) einzustufen.
Literatur:
- DIN 38 410 Teil 1, 1987. Biologisch-ökologische Gewässeruntersuchung. Beuth Verlag Berlin.
- DIN 38 410 Teil 2, 1990. Biologisch-ökologische Gewässeruntersuchung. Beuth Verlag Berlin.
- Beiblatt 1 zu DIN 38 410 Teil 2, 1990. Beuth Verlag Berlin.
- Baur, Werner H., 2003. Gewässergüte bestimmen und beurteilen. Blackwell Berlin.
- Ludwig, Herbert W., 1993. Tiere in Bach, Fluß, Tümpel, See. BLV München.
- Schwab, Helmut, 1999. Süßwassertiere - Ein ökölogisches Bestimmungsbuch. Klett Stuttgart.
Links:.
- Wasserwirtschaftsamt Hof - Eine sehr informative Seite des Wasserwirtschaftsamts Hof über die Aufgaben dieser Behörde mit lesenswerten Hinweisen zu Gewässern und Gewässergüte.
- Wasserwirtschaftsamt Freising - Die Webseiten des Wasserwirtschaftsamts Freising sind ähnlich aufgebaut wie die zuvor genannte Seite und insbesondere wegen ihren Informationen über die biologische Gewässergüte sowie Beiträgen zur Durchgängigkeit von Gewässern für Freunde der Fischerei von besonderem Interesse.
- Wasserwirtschaftsamt Traunstein - Auch diese Seiten weisen in Aufbau und Informationsgehalt Ähnlichkeiten mit den Internet-Präsentationen der beiden oben genannten Behörden auf. Allgemein ist es als erfreulich zu bezeichnen, daß sich immer häufiger staatliche Institutionen mit Informationen zu ihren Aufgabenbereichen im Internet darstellen.
- Gewässergütekarte von Bayern - Eine Seite, welche die Güte der bayerischen Fließgewässer aufzeigt. Durch Mausklick auf die gewünschte Region wird eine Ausschnittsvergrößerung angezeigt. Schade, daß es ähnliche Darstellungen nicht für die übrigen Bundesländer gibt!
- Wassergüte in Österreich (809x441 pixels)
- Wassergüte in Österreich (3370x1838 pixels)
Verfasser: Jürgen Gaul